Ist ein Nein noch etwas wert?

Ist ein Nein noch etwas wert?

Christina Susanne Weitzel
von Christina Susanne Weitzel

Dieser Tag beginnt mit dem Gedanken:

Wenn ich mich eigentlich klar ausdrücke, warum versteht mein Gegenüber mich offensichtlich erst, wenn ich vehement werde?

Gestern habe ich mich für einen Workshop interessiert und habe mich anmelden wollen.

Es kam keine Bestätigung, daraufhin meldete ich mich in der FB - Gruppe an, um wenigstens dort ein wenig zu schnuppern und schickte eine Freundschaftsanfrage - da mir dieser Kontakt empfohlen worden war.

Ich vergaß es dann aber wieder.

Ein paar Stunden später bekam ich über den Messenger eine Nachricht, ich sei nun in der Gruppe - ob ich mich zum Workshop angemeldet habe... und welches Thema mich interessierte.

Die Freundschaftsanfrage war bestätigt worden.

Ein wenig wurde hin und her geschrieben, und die Frage gestellt,

ob ich Therapeutin oder Coach sei - ich erwiderte, ich sei beides, aber dieser Weg sei für mich privat.

Daraufhin bekam ich die Antwort, wir seien alle ja "privat" ...

.... und es folgte ein Angebot eines 1:1 Gespräches.

Ohne Abzuwarten auch direkt ein Angebot, sie könne Mittwoch.

Meine Antwort:

"Wenn ich darf, würde ich gern erst einmal dem Impuls folgen, ein wenig aus der Distanz zu schauen. Ich möchte nicht gleich "all in" bitte. Der Workshop gibt mir die Gelegenheit zu "schnuppern".

Verständnis - aber dann ein Nachschwapp:

Sie erwarte nicht "all in", sie ginge gern auf alle Themen ein.

Kleiner Hinweis, die Kollegin bietet systemische Arbeit an... ?!

Ehrlicherweise war ich hier bereits "raus".

Was genau hatte mein Gegenüber nicht verstanden?

Ich wollte privat einem Workshop beiwohnen, nicht gleich online "all in" gehen, sondern aus der Distanz schnuppern.

Ich wiederholte meine Aussage, ich wolle erst einmal schauen ...

Ihre letzte Antwort dann:

Für sie wäre es in Ordnung, wenn ich erst einmal schauen wolle, vermutlich hätte ich negative Erfahrungen gemacht, sie hoffe, sie könne mir positive geben.

Ja, soeben hatte ich eine Erfahrung gemacht, die dazu führte, dass ich heute früh den Kontakt abbrach und den Workshop stornierte.

Ich gebe zu, ich habe da mittlerweile eine sehr kurze Reizleitung.

Hm. Warum bin ich da so sensibel?

Mal abgesehen davon, dass natürlich alle Menschen verkaufen und auch ihre Mission nach draußen bringen wollen, steht für mich die Aussage meines Gegenübers an erster Stelle, ohne meine eigenen Interpretationen darüber zu legen (wir sind ja alle privat).

Das nenne ich achtsame Kommunikation.

Für mich eine Königsdisziplin in unseren Therapie - und Coachingberufen!

Also weiter:

Ein Kunde ist klar in seiner Aussage, er wolle schauen, so wäre ich dankbar und freute mich, dass er oder sie beim Workshop und in der Gruppe und in der Freundschaftsliste ist!!!

Und das alles auf Empfehlung!!

Match auf DREI Ebenen.

Dann:

Biete ich systemisches Arbeiten an, dann sollte mir selber klar sein, was ich da anbiete.

Systemisches Arbeiten bezieht sich nicht auf einen Ausschnitt eines Menschen.

Der Mensch gehört in das System und dieses wird mehr oder weniger in die Arbeit, das Draufschauen oder Begleiten als wesentliches Element des Kunden mit einbezogen. Es ist etwas, was den Kunden als Ganzes erscheinen lässt.

Das bedeutet nicht, dass das System und der Kunde thematisch zerfleddert werden muss, es bedeutet auch nicht, dass es immer tief rein geht, aber es bedeutet, es wird nicht nur eine Frage gestellt und an einer Stelle gearbeitet, sondern das System wird mit hinzugefügt - und läuft im Subtext.

Der Mensch wird als Ganzes betrachtet, als Individuum, das sich seiner Umwelt anpasst. Wenn ich also systemisch arbeite, schaue ich mir an, worin dieser Mensch sich eingefügt hat und manchmal auch, warum.

Wenn also ein Kunde bei systemischer Arbeit auf Distanz geht und erst einmal beobachten möchte, nicht "all in" gehen möchte, kann ich das sehr sehr gut verstehen!

Was ich mir als Kunde wünsche: ernst genommen zu werden. Und zwar: schon beim ersten Mal!

Denn es fällt auch nicht jedem leicht, seine innere Klarheit auszudrücken.

Nicht selten möchte "man" das Gegenüber doch nicht enttäuschen. ...

Aber das ist nun vielleicht mein Anspruch auf sorgfältiges Angebot und Plakatieren beim Werben für die eigene Mission.

Aktives & achtsames Zuhören, Klarheit der eigenen Themen und sauberes Marketing ist für mich ein wichtiges Thema.

Und abschließend finde ich es interessant, dass sehr kluge Kollegen offensichtlich nicht als erstes über ihre Kommunikation reflektieren, sondern dem Kunden etwas überstülpen: "Du wirst wohl negative Erfahrungen gemacht haben..." um dann noch einen drauf zu setzen: "ich hoffe, ich kann Dir positive geben"...

Ja, hättest Du, hättest Du mir zugehört!

Welche Chance haben unsere Kunden, wenn wir mit Annahmen und unseren eigenen Denkmustern Coachings, Therapie und andere Hilfen anbieten?

Darum wende ich mich mit meiner Mission auch diesem Weg zu, Menschen zu begleiten, ihre Basiskompetenzen der Kommunikation aufzufrischen oder überhaupt erst einmal zu erlernen. Zu sich selber (hier das inner child) und dann nach draußen.

Es ist für mich eine Golddisziplin, nicht als Verkäufer mit der Tür ins Haus zu fallen, ebenso, die Worte des Gegenübers zu achten und nicht meine Gedanken hinein zu pflanzen und damit zu interpretieren, was mein Gegenüber denkt, sagt und fühlt ...

Und es gehört für mich zu einem guten Coach, meinen eigenen Subtext von meiner eigenen privaten Not im Gespräch mit den Kunden zu befreien und die eigenen Themen zu klären.

Ich bin als Coach Profi und sitze gefälligst nicht dem Coachee und Kunden mit meinem Kram auf dem Schoß...

Liebe Kollegen - das geht so nicht!!!

Übrigens sind meine Werte: Dankbarkeit und Demut.

Vermutlich darf ich noch etwas lernen .

In diesem Sinne

Christina Susanne Weitzel
Christina Susanne Weitzel
systemisches Coaching, Channeling, Mentoring

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